Verzicht ist ein Stück gemeinsame Solidarität
wu Soltau. Die Entwicklung des Heidekreis-Klinikums beurteilt Dr. Christof Kugler positiv, die Zahlen verbessern sich nach seiner Einschätzung – doch ein Defizit ist nach wie vor vorhanden. Denn so schnell greifen die Maßnahmen zur Einnahmeverbesserung eben nicht – und die Personalkosten bereiten dem Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums nach wie vor Kopfzerbrechen. Das ist nach Worten des Klinikchefs auch Grund für den Aufruf an die 1100 Mitarbeiter, dass jeder freiwillig auf 20 Überstunden verzichten soll. Rechnerisch bringt das dem Klinikum laut Kugler einen Betrag von rund 600 000 Euro. Bis zum 30. September sollen sich die Mitarbeiter erklären. „Wenn das gelingt, können wir stolz auf unsere Mitarbeiter sein“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden. Denn das wäre ein Zeichen, dass sich alle gemeinsam für das Heidekreis-Klinikum einsetzen, „ein Stück gemeinsame Solidarität“.
Positive Reaktionen
So sieht das auch der Betriebsrat. „Wir können uns darauf einlassen“, unterstützt Betriebsratsvorsitzender Rainer Oberüber den Aufruf. Vorgestellt hat Kugler den Vorschlag bei zwei Betriebsversammlungen. Die Reaktionen? „Von bis war alles dabei“, schildert Oberüber. Die überwiegende Mehrheit stehe dem Vorschlag aber positiv gegenüber, so seine Einschätzung. Oberüber und seine Kollegen verstehen den Verzicht auch als Zeichen an den Landkreis als Klinik-Eigentümer, der bisher für den Defizitausgleich sorgt. „Das ist ein Signal, dass wir die Arbeitsplätze in kommunaler Trägerschaft halten wollen“ – und dass man sich dafür dann auch selbst engagiere.
Auch Kugler hat sich bewusst für diese einmalige Aktion entschieden, nicht für dauerhafte Kürzungen beispielsweise über Sanierungstarifverträge, Kürzungen beim Weihnachtsgeld oder Outsourcing von bestimmten Leistungen. Problem des Unternehmens seien die Personalkosten, vor allem aufgrund von Tarifsteigerungen. „Wir haben eine Kosten-Erlösschere. Die Leistungsentwicklung ist steigend.“ Zudem erwartet er positive Effekte durch geplante Vorhaben wie das Soltauer Geburtshaus und die neue Kinder- und Jugendpsychiatrie. Doch bisher seien die Tarifsteigerungen durch die Steigerung der Erlöse nicht finanzierbar.
Das Heidekreis-Klinikum umfasst die beiden Krankenhäuser Soltau und Walsrode mit rund 450 Betten – und rund 20 000 stationären Fällen im Jahr – sowie ambulante Praxen im Medizinischen Versorgungszentrum. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen einen Fehlbetrag von 308 000 Euro verzeichnet. 2013 lag das Defizit noch bei 3,4 Millionen Euro, damals wurde eine Summe von 1,3 Millionen Euro an Rückstellungen für noch nicht ausgeglichene Überstunden und Bereitschaftsdienstvergütungen ausgewiesen. Die Bilanzsumme des Heidekreis-Klinikums beträgt für das vergangene Jahr 66,9 Millionen Euro, der Bilanzverlust, der sich aus dem Jahresfehlbetrag und dem Verlustvortrag zusammensetzt, ist mit 1,8 Millionen ausgewiesen. Bereits im August 2014 hatte der Kreistag betont, dass er hinter dem Unternehmen und hinter einer stationären Gesundheitsversorgung in kommunaler Trägerschaft steht. Damals beschlossen die Politiker einen jährlichen Defizitausgleich von bis zu 2,0 Millionen Euro.