Kommentar: Vertrauen ist dahin
Von Andres Wulfes Es klingt einfach gut. Dank sei den beiden bisherigen Geschäftsführern gesagt. Der Wechsel sei keine Reißleine, kein Abschied im Streit, sagt Aufsichtsratschef Hermann Norden. Aber Fakt ist: Die beiden müssen nicht wegen eines großen Erfolgs in Sachen Umstrukturierung und wirtschaftlicher Entwicklung gehen, auch wenn der Abschied durch einen „goldenen Handschlag“ versüßt wird. Das ist im wirklichen Leben eher so wie in der Bundesliga: Wenn der Verein ständig verliert und auf dem Abstiegsplatz steht, muss der Trainer gehen. Und wenn beim Unternehmen die Zahlen rot sind und der erhoffte Umschwung auf sich warten lässt, wird der Geschäftsführer ausgetauscht – auch, wenn der Großteil der Schuld an der Situation bei der Politik liegt.
Doch es ist eindeutig: Das Vertrauen zu den bisherigen Geschäftsführern ist dahin – und auch in der Bevölkerung werden sie als Galionsfiguren der Umstrukturierung wahrgenommen, verbraucht in politischen Grabenkämpfen zwischen Nord- und Südkreis. Und grundlegende Impulse für die Weiterentwicklung des Unternehmens erwartet die Politik von ihnen auch nicht mehr. Dieter Möhrmann sagt das deutlich: „Die Luft ist raus.“ So liegen in dem Wechsel große Chancen: auf einen Neuanfang und auf neue Impulse für die Kliniken. Neuer Wind mit einem neuen Gesicht eben.
Einfach wird das aber sicher nicht. Für den neuen Geschäftsführer wird es darauf ankommen, sich nicht als Vertreter eines der beiden Häuser und eines Lagers vereinnahmen zu lassen. Nötig ist ein Mann des Ausgleichs, bei dem kein Haus das Gefühl hat, benachteiligt zu werden. Und außer der Innen- muss er gleichzeitig auch die Außenwahrnehmung verbessern, muss er die Bevölkerung überzeugen, dass sie im Klinikum mit seinen neuen Abteilungen gut aufgehoben sind.