Lesermeinung: Vernichtung der Infrastruktur
Zum Bericht „Jetzt doch das Aus für die Soltauer Kinderklinik vom 5. April 2012:
Ginge es den Betreibern wirklich um wirtschaftliche Gesundung des Heidekreis-Klinikums, hätte eigentlich der erste Plan des Bremer Gutachters umgesetzt werden müssen. Dann hätte Soltau sowohl eine tüchtige Kinderklinik als auch eine gute, voll funktionsfähige gynäkologische Abteilung behalten. Für wie dumm werden die Einwohner des Nordkreises eigentlich gehalten? Am 21. März lesen wir in der Böhmezeitung, dass Dr. Wolfram Franz entlassen wurde, weil er das aussprach, was seit 5. April jeder Zeitungsleser weiß.
Als Hausarzt in Schneverdingen habe ich 15 Jahre vertrauensvoll mit der Gynäkologischen Klinik und insbesondere mit Dr. Franz zusammengearbeitet. Wie jedem anderen auch, der noch bis drei zählen kann, war auch mir klar, dass eine Vier-Betten-Kinderklinik ohne Chef- oder Oberarzt eine „Totgeburt“ ist. Dazu brauchte man keine willfährigen Alibi-Wunsch-Gutachten. Nach den Maßstäben des Umganges mit Dr. Franz dürfen wir jetzt wohl die Selbstentlassung der Verwaltungsleitung und des Aufsichtsrates erwarten. „Geschäftsschädigendes Verhalten“ haben sie mit der Vernichtung der Kinderklinik, der Kastrierung der gynäkologischen Abteilung und des eingeleiteten Ruins des Standortes Soltau doch reichlich bewiesen, oder?
Bleibt nur die Frage: War das nur dilettantisch oder eine gezielte „Plattmachstrategie“, um aus einem selbstständigen kommunalen Krankenhaus demnächst eine Portalklinik für Asklepios zu machen? Eigentlich auch egal, es bleibt Geschäftsschädigung, und zumindest für Kinder- und Frauenkrankheiten werden nun noch mehr Menschen Behandlungsmöglichkeiten außerhalb unseres Kreises suchen und finden. Was tut der Besitzer des Krankenhauses, der Landkreis? Er veranstaltet unter dem Titel „Zukunftsregion Gesundheit“ gesundheitspolitische Sandkastenspiele, während er die Vernichtung der Infrastruktur in Soltau tatenlos hinnimmt.
Dr. Günter Meyer Schneverdingen